Ultraschallgeräte zur Anwendung im Gesicht: Wie gut wirken Ultraschall Behandlungen wirklich?

Ultraschall-Lichttherapie als Jungbrunnen zum Lifting oder bei Hautbildstörungen – kann das funktionieren?

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Mit medizinischer Innovation zu jugendlicher Schönheit? Das (und einige weitere Hautverbesserungen) versprechen Ultraschallgeräte sowie ihre Hersteller ebenso, wie medizinische Experten, Klinken und Kosmetikstudios, die solche Behandlungen anbieten.

Mittlerweile ist das Ultraschallgerät weiterhin, nicht aber mehr ausschließlich in medizinischen Einrichtungen anzutreffen. “Do-it-yourself”-Homegeräte sind im Gegensatz aber auch nur geringfügig mit professionellem Mediziner-Equipment vergleichbar. Mag die Technologie, nämlich der Ultraschall selbst, zwar übereinstimmend sein, so unterscheiden sich vielmals doch die Verwendungszwecke. Ultraschallgeräte für Zuhause dienen nicht der medizinisch indizierten Bildgebung, sondern als kosmetische Hilfsmittel.

Die vermeintlich positiven Effekte sind vielzählig. Häufig genannt werden solche wie eine nachhaltige Hautstraffung (vergleichbar mit einem chirurgischen Lifting), verbesserte Durchblutung/Zirkulation sowie eine erfolgversprechende Behandlung von Unreinheiten oder vergleichbaren Entzündungszuständen der Haut.

Funktionsweise einer Gesichtsbehandlung mit Ultraschall

In der Dermatologie werden speziell dafür konzipierte Ultraschallgeräte mit einem Frequenzspektrum von etwa 1 bis 10 MHz verwendet. Ultraschallfrequenzen selbst sind solche, die für das menschliche Auge weder sicht- noch für unser Gehör identifizierbar sind.

Die Ultraschallwellen sind dennoch in der Lage, tief in die Haut vorzudringen. Sie arbeiten also, anders als beispielsweise Cremes und Salben, nicht nur an den oberen, sondern erreichen gleichermaßen mittlere und tiefe Hautschichten. In der Fachsprache bezeichnet man die drei Hautschichten als Epidermis, Dermis und Subcutis. Da erhitzen sie das Gewebe und führen zu winzig kleinen Mikro-Verletzungen. Was sich negativ anhört, ist es aber nicht.

Derartige Mikro-Verletzungen regen die Kollagen- und Selbstheilungsprozesse der Haut an. Eben das ist der natürliche Mechanismus, den sich Ultraschallgeräte zu Nutze machen, um kosmetisch positive Effekte zu erzeugen.

Speziell ab dem mittleren Alter spielen diese eine größere Rolle, denn laut einer Studie verringert sich die Kollegenproduktion mit zunehmendem Lebensalter und ist ab dem 80. Lebensjahr rund 75 % niedriger als bei jungen Erwachsenen.

Das freigesetzte Kollagen führt zusammen mit den Selbstheilungsprozessen gewissermaßen zu einer “Re-Modellierung” der jeweiligen Hautschichten. Wie die in Deutschland renommierte KÖ-Klinik angibt, lassen sich Ultraschallbehandlungen zudem mit einer gezielten Wirkstoffvergabe vereinen. Da der Ultraschall die Poren öffnet, können hochwirksame Wirkstoffe tiefer in die Haut eindringen.

Anwendungsgebiete und Therapiemöglichkeiten

Achtung bei der Ultraschallgeräte-Auswahl

Eine vom Bund im Jahr 2018 beauftragte Studie kommt zu dem Schluss, dass Ultraschallgeräte mit einer Leistung stärker als 50 mW/cm² ausschließlich von Medizinern oder medizinisch ausgebildetem Personal angewandt werden sollten. Weiterhin bemängelt die Studie eine fehlende Normierung, unterstreicht aber simultan mögliche positive Effekte.

Die 166-Seiten-Studie unterscheidet zwischen Ultraschalltherapie (UT) sowie Ultraschall-Diathermie (U-DT). Insbesondere in der U-DT wird bemängelt, dass hohe Schallintensitäten und eine mitunter zu starke Wärmeentwicklung, gepaart mit der fehlenden Kontrolle durch medizinisches Personal, Anlass zu weiterer Regulierung geben muss. Sie sollten daher mindestens qualitativ hochwertige Geräte erwerben und diese nie abseits der Gebrauchsempfehlung nutzen.

Die gewünschten Effekte beziehungsweise Anwendungsgebiete bestimmen zugleich die Anwendung selbst. In der Regel werden Ultraschallgeräte für den Heimgebrauch zusammen mit Cremes genutzt, um die Wirkstoffe tiefer in die Haut einzulagern – speziell Hyaluron dominiert da den Markt.

Hyaluronsäure hat hydratisierende und straffende Effekte.

Zusammengefasst existieren diese Einsatzgebiete/Effekte:

  • zur Hautstraffung, vgl. einem Liftfing-Effekt
  • für eine verbesserte Elastizität der Haut
  • kann den pH-Wert der Haut normalisieren
  • verbessert mitunter die Durchblutung und damit die Heilungskräfte der Haut
  • mögliche Hautrelief-Verbesserung, um beispielsweise die Narbentiefe zu reduzieren
  • regt den Zellmetabolismus an
  • kann indirekt antientzündlich wirken und damit beispielsweise bei Akne helfen

Die Ultraschalltherapie löst einige dieser Effekte indirekt oder über den Einsatz von weiteren Hilfsmitteln aus. Eine verbesserte Durchblutung beispielsweise, kann zusammen mit dem angeregten Metabolismus das Entzündungsrisiko reduzieren oder die Ausheilung von Pickelmalen und Rötungen fördern.

Simultan entstehen sekundäre Anwendungsmöglichkeiten, wie beispielsweise bei trockener Haut, wenn das Ultraschallgerät genutzt wird, um hydratisierende Hyaluronsäure (oder andere Wirkstoffe) tiefer in die Hautschichten einzulagern.

Übrigens: Mittlerweile wird auch an weiteren Einsatzgebieten für Ultraschall-Dermatologie geforscht. Seit einigen Jahren laufen standardisierte Studien, die den Effekt von hochintensivem, fokussiertem Ultraschall (HIFU) auf malignes Gewebe (Karzinom-/Krebstherapie) untersuchen, wie das Ärzteblatt Deutschland berichtet.

Differenzierung zu sehr hochfrequentem Ultraschall

Weiterhin forschen Wissenschaftler an dem Einsatz von sehr hochfrequentem Ultraschall (SHF-US) in der Behandlung von entzündlichen und/oder altersbedingten Hauterkrankungen. SHF-US-Geräte arbeiten mit Frequenzen jenseits der 10 MHz und sind nicht für den Heimgebrauch verfügbar.

Positive Effekte erzielte SHF-US laut der Studie beispielsweise in der Behandlung von Ekzemen, chronischen Wunden und Akne. Dabei wird zugleich betont, dass SHF-US in den Ergebnissen bessere Resultate als niedrigfrequenzierter Ultraschall bewirkte, ohne zusätzliche Nebenwirkungen zu generieren. Die Ergebnisse bauen auf eine erste Studie aus dem Jahr 2010 auf.

Wirksamkeit bei legitimen Anwendungsgebieten

Resultate einer Ultraschalltherapie sind entsprechend der indizierten Anwendung zu beurteilen. Das bedeutet, dass Ultraschallgeräte konkret zur Verbesserung eines bestimmten kosmetischen Hautmakels genutzt und dann ausschließlich betreffend diesem bewertet werden sollten.

Die Wissenschaft zeigt dahingehend ein zweigeteiltes Bild, was sehr in Abhängigkeit zur jeweils indizierten Behandlung steht. Die Wirksamkeit soll daher, sondiert nach den populärsten Anwendungsgebieten, hier sondiert betrachtet werden.

Bei Lifting/zur Hautstraffung

Sehr gute Ergebnisse erzielte ein Team aus Ärzten und Forschern, die die Anwendung von Ultraschall zusammen mit Glukose untersuchten. Bereits nach einer Woche stellten sich mess- und sichtbare Ergebnisse ein, die eine erfolgreiche Hautstraffung unterstellen.

Klinische Untersuchungen stellten ebenfalls positive Ergebnisse fest, die beispielsweise zur Zulassung von Ultraschalltherapie durch die US-amerikanische FED für punktuelle Liftings führten. Simultan ist an dieser Stelle die allgemein akzeptierte Ansicht unter Wissenschaftlern anzumerken: Ein Ultraschall-Lifting kann hautstraffende Effekte haben, jedoch nicht vergleichbare Ergebnisse zu einem operativ-chirurgischem Lifting erzielen.

Eine weitere Studie, die mikrofokussierten Ultraschall untersuchte, kam ebenso zu positiven Ergebnissen, wenn der Ultraschall mindestens die mittlere Hautschicht erreichte. Die Forscher betonen, dass eine mehrfache Anwendung die erzielten Resultate verbessern könnte und sich die Anwendung insbesondere für Patienten mit leichten bis moderaten Elastizitätsverlusten eignet.

Eine verbesserte Elastizität ist punktuell möglich, beispielsweise rund um die Augen oder Mundwinkel, aber auch ganzheitlich bei großflächigen Arealen, zum Beispiel am Hals, der Stirn oder den Wangen.

Zur Behandlung bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Akne

Ultraschalltherapie fokussiert sich häufig auf eine verbesserte Elastizität und Straffung der Haut. Untersuchungen bezüglich entzündlicher Hauterkrankungen sind selten und unterstehen oft methodischen Mängeln. Simultan fokussieren sich zahlreiche Wissenschaftler weniger auf die akute Hauterkrankung und stärker auf Behandlungsmöglichkeiten der Auswirkungen, also zum Beispiel einer Reliefverbesserung und der wünschenswerten reduzierten Narbentiefe.

Theoretisch positive Effekte erzielt Ultraschall in der Therapie durch die Mikroläsionen in allen Hautschichten. Dadurch kann sich angestauter Talg in verstopften Poren reduzieren beziehungsweise freigelegt werden, wodurch die sonst unvermeidbare Entzündung ausbleibt. Des Weiteren könnte eine verbesserte Durchblutung einen angeregten Zelltausch begünstigen. Alte, angegriffen Zellen werden also in einem kürzeren Zeitraum durch neue, gesunde Zellen und Poren ersetzt.

Nebenwirkungen

In der Medizin heißt es so oft: “Ohne Nebenwirkungen auch keine Wirkung”. Dementsprechend sind Nebenwirkungen beim Einsatz von Ultraschallgeräten denkbar. Dazu zählen:

  • temporäre Rötungen
  • Spannungsgefühl der behandelten Stelle
  • geringfügige Schwellungen
  • oberflächliche Reliefveränderungen, wie Linien oder Abdrücke

Konsultieren Sie bei Bedarf Ihren Arzt!

Pausieren Sie eine Ultraschallbehandlung, wenn Nebenwirkungen anhalten oder stärker werden. Leiden Sie unter Hauterkrankungen, beispielsweise Neurodermitis, Rosazea oder Akne, ist unter Umständen eine Ultraschalltherapie nicht anzuraten oder nur nach vorheriger Absprache mit einem Dermatologen. Behandeln Sie nicht eigenständig die Augenpartie und insbesondere nicht die Lider.

Fazit: Ultraschall dient insbesondere der Hautstraffung und Wirkstoffgabe

Zwei Effekte dominieren den Anwendungsbereich von Ultraschallgeräten: Einerseits die verbesserte, tiefere Gabe von Wirkstoffen wie Hyaluronsäure mit einer dadurch gesteigerten Effizienz des Wirkstoffes, andererseits eine angeregte Kollagen-Produktion sowie damit assoziierte Verbesserungen der Hautstraffheit und Elastizität.

Simultan kann Ultraschalltherapie mitunter positive Effekte bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Akne erzielen, Forschungsergebnisse und Untersuchungen sind bei dieser Anwendung aber nicht annähernd so ausgeprägt wie beim Primärnutzen des kosmetischen Liftings.

Hinsichtlich der Effektivität ist zudem zwischen alleinigem Ultraschall zuhause oder unter medizinischer Aufsicht sowie möglichen Kombinationen mit Wirkstoffen/Präparaten zu differenzieren. Einig ist sich die Wissenschaft, dass Ultraschallgeräte einen hautstraffenden Effekt haben – wenn er auch (selbstverständlich) nicht an die Resultate eines chirurgischen Liftings heranreicht.

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