Dampfinhalation mit einem Inhalationsgerät: Was sind die Vorteile?

Wohltuende und heilungsfördernde Effekte bei Erkältungen, Bronchitis, Schnupfen und weiteren Erkrankungen der Atemwege

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Der Kopf dröhnt, die Nase ist verstopft, beim Husten löst sich Schleim und das Atmen fällt zusehends schwerer? Die Gründe dafür können ganz vielfältig sein.

Eine klassische Erkältung verursacht solche Symptome ebenso wie eine ausgewachsene Grippe oder beispielsweise Covid-19. Allergien, wie Heuschnupfen, belasten insbesondere die oberen Atemwege und Nasenmuscheln, die Bronchitis raubt den Schlaf und Schlimmeres.

Dampfinhalation kann womöglich, sofern sie korrekt ausgeführt wird, einige Symptome abschwächen. Natürlich führt auch die Dampfinhalation nicht zur sofortigen Genesung und zum Verschwinden aller Symptome.

Erfahrungsgemäß wird sie aber zumindest als wohltuend empfunden, auch im Anschluss noch, wenn die Symptome für einige Zeit abebbten. Viele Vorteile erzielt Inhalation aber nur mit einem Inhalationsgerät, nicht heißem Dampf!

Unterscheidung zwischen Wasserdampf und Inhalationsgerät

Das “Wie” macht den Unterschied!

Feinste Partikel inhalieren Sie zwangsläufig, trotzdem gibt es Unterschiede. So beispielsweise zwischen (gesalzenem) Wasserdampf und der Inhalation von Medikamenten. Ebenso zwischen der Strategie, den betuchten Kopf über heißes Wasser zu halten und der Anwendung von einem medizinischen Inhalationsgerät. Letzteres ist stets die bessere Wahl!

In einem Beitrag beim führenden Inhalationsgerätehersteller Pari äußert sich Dr. med Wolfram Rohland, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, kritisch gegenüber der klassischen Dampfinhalation. Er verweist auf die Gefahr, die von heißem, inhaliertem Wasser ausgeht, welches zu Verbrühungen und Verbrennungen führen kann.

Simultan sind die Partikel bei dieser “Kopf über Wasser”-Methodik nicht fein genug, um die unteren Atemwege zu erreichen. Er empfiehlt zur Dampf- und Medikamenteninhalation stets medizinische Inhalationsgeräte beziehungsweise Vernebler. Das gilt insbesondere bei Kindern und älteren Menschen, deren Kreislauf durch das heiße, dampfende Wasser massive Belastungen erfährt.

Simultan sei gesagt, dass es auch genügend Gegenstimmen zu dieser Meinung gibt, die der Inhalation von heißem Wasserdampf positive Effekte zuordnen, wie beispielsweise in der ÄrzteZeitung dokumentiert. Sie verweisen auf Studien, die die wohltuende Wirkung unterstreichen, weisen aber auch auf die angesprochenen Gefahren hin.

Eine aktuelle Studie zeigt zudem, dass Inhalieren die Ansteckungsgefahr mit Covid-19 reduzieren kann, wie die Deutsche Lungenstiftung e.V. in ihrem Magazin berichtet.

Vorteile der Inhalation

Erneut ist hier zu differenzieren. Eine Inhalation mit einem Vernebler, beispielsweise ein Medikament, kann die unteren Atemwege erreichen. Eine klassische Dampfinhalation kann das nicht. Die größten Vorteile dieser beschränken sich daher auf Symptome in der Nase oder dem Rachen.

  • werden Medikamente über einen Vernebler inhaliert, können diese besser die unteren Atemwege erreichen
  • Dampf und Feuchtigkeit können zu einem Abschwellen der Nasenmuscheln und damit einer besseren Nasenatmung führen
  • beides kann schleimlösend wirken
  • der Rachentrakt wird befeuchtet, was Heiserkeit reduzieren kann

Im weiteren Verlauf sind zudem indirekte Vorteile denkbar. Verbessert sich beispielsweise die Nasenatmung, weil die Nasenmuscheln abschwellen, könnten sich auch Kopfschmerzen und das Gefühl eines Höhendrucks, wie oft bei Erkältung, stetig legen beziehungsweise reduzieren. Zugleich müssen Sie bei funktionierender Nasenatmung nicht mehr durch den Mund atmen, was wiederum bei Heiserkeit hilfreich ist.

Die Wissenschaft zeichnet ein zweigeteiltes Bild möglicher Vorteile. Bei einer Sinusitis fanden Forscher keine belastbare Evidenz, die für eine Dampfinhalation spricht. Lediglich wenige Probanden berichteten über ein Nachlassen ihrer Kopfschmerzen, weitere Sinusitissymptome blieben jedoch bestehen.

Eine andere Studie untersuchte erhitztes Wasser und dessen Dampf in Verbindung mit einer gewöhnlichen Erkältung. Hier empfanden einige Probanden eine Linderung ihrer Symptome, ein ebenso großer Teil aber nicht.

Weitere Vorteile ergeben sich mitunter erst. Seit bereits einigen Jahren forschen Wissenschaftler und Pharmakonzerne an inhalierbaren antiviralen Medikamenten. Diese dürften, wenn der Therapieansatz funktioniert, direkt in die unteren Atemwege inhaliert mitunter eine höhere Effizienz vorweisen. Bis dato existieren dazu aber nur erste Studien, keine belastbaren Ergebnisse.

Bei leichten, aufkommenden Erkältungen und Schnupfen

In der Apotheken-Umschau äußert sich der deutsche Lungenfacharzt Dr. Michael Barczok positiv gegenüber der Dampfinhalation bei sehr leichten, gerade aufkommenden Infekten. Die angeregte Durchblutung des warmen Dampfes könnte helfen Abwehrzellen in den Schleimhäuten zu aktivieren.

Bei Schnupfen präferiert der Facharzt eine Nasendusche gegenüber der Dampfinhalation. Bei ausgeprägten Entzündungen und Infekten rät der Lungen- und Bronchienarzt von einer Inhalation aus den gleichen Gründen wie der zuvor zitierte Dr. Rohland ab: Der heiß-warme Dampf kommt kaum da an, wo er hin muss, kann aber in den oberen Atemwegen, durch die Hitze, Schwellungen noch verstärken.

Bei Symptomatik und nach Operationen der Nase

Ergänzend zu Nasenduschen werden im Zuge von Nasenoperationen häufig Inhalationsgeräte eingesetzt. Beachten Sie: Das gilt nicht für heißen Dampf! Die Inhalationsgeräte können beispielsweise Salzlösungen in die Nase transportieren und damit die Schleimhäute befeuchten. Hypertone Salzlösungen können zudem zu einem leichten Abschwellen der Nasenmuscheln führen.

Eine Studie beschäftigte sich mit dem Unterschied zwischen hypertonen und isotonen Salzlösungen in Nasensprays. Die hypertonen Lösungen, mit sehr hohem Salzgehalt, führten bei Probanden subjektiv zu Verbesserungen. Ähnliche Effekte stellen sich auch beim Inhalieren von Salzlösungen ein. Diese sollten stets pharmazeutisch hergestellt sein.

Bei obstruktiven Lungen- und Atemwegserkrankungen

Wie die in diesem Artikel rezitierten zwei Fachärzte bereits darstellten, erzielt klassische Dampfinhalation keine nachweisliche Verbesserung bei Atemwegs- und Lungenerkrankungen wie COPD, Asthma oder Bronchitis.

Anders verhält es sich, wenn ein Inhalationsgerät mit hypertoner Salzlösung genutzt wird. Gleich mehrere Studien belegen die Wirksamkeit, zum Beispiel im Kontext der Mukoviszidose.

In der Behandlung von COPD, Asthma und vergleichbaren Erkrankungen können Inhalationsgeräte eine große Hilfe darstellen – aber nur als Teil einer ärztlich angeordneten Behandlungsstrategie und wenn sie korrekt genutzt werden. Eine klinische Studie stellte fest, dass nahezu die Hälfte ihrer Probanden Inhalationsgeräte falsch verwendete. Diese Gruppe wies im Anschluss stärkere COPD-Beschwerden auf als die Gruppe, die das Inhalationsgerät korrekt einsetzte.

Vorteile in Abhängigkeit zu Zusätzen

Statt nur gesalzenem oder reinem Wasser, könnte eine Inhalation mit Zusätzen und ätherischen Ölen stattfinden. In Frage kommen hierfür zum Beispiel:

  • Kamille
  • Thymian
  • Eukalyptus
  • Pfefferminz

Sie sollen entzündungshemmend (Kamille), schleimlösend (Eukalyptus) oder beruhigend (alle) wirken. Wissenschaftlich belegt ist das aber nicht. Des Weiteren weist der zuvor zitierte Lungenfacharzt Dr. Michael Barczok auf mögliche Nebenwirkungen und Reizungen durch Zusätze hin.

Auf Zusätze lieber verzichten!

Der Effekt dieser ist nicht belegt, wohl aber, dass sie ein zusätzliches Risiko für Asthmatiker, Kinder und Allergiker darstellen. Generell sollten alle drei genannten Gruppen vor einer Dampfinhalation Rücksprache mit ihrem Arzt halten und auf Zusätze verzichten. Oftmals ist das Inhalationsgerät, mitunter mit einem medizinischen Präparat, die deutlich bessere Lösung.

So funktioniert Inhalation

Damit überhaupt Vorteile entstehen, muss eine Inhalation sachgemäß stattfinden. Nachfolgend erfahren Sie, wie eine Dampfinhalation (klassisch mit Topf) und eine effizientere Inhalation mit Inhalationsgerät/Vernebler funktioniert.

Traditionelle Dampfinhalation

  • bringen Sie Wasser zum Kochen und füllen Sie es behutsam in einen sicheren Topf
  • lassen Sie es einige Minuten kühlen
  • danach den Kopf über den Topf hängen, mit einem Tuch bedecken und inhalieren
  • die Augen währenddessen geschlossen lassen und nicht länger als 10 Minuten inhalieren

Haben Sie das Gefühl, dass die Dampfinhalation Ihnen hilft, können Sie sie bis zu zwei- oder dreimal am Tag durchführen.

Kontraindikationen

Nicht anzuwenden ist eine Dampfinhalation laut dem Magazin des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. bei niedrigem Blutdruck, Kreislaufstörungen, Augenleiden und Hauterkrankungen! Auch der Berufsverband empfiehlt generell eher Inhalationsgeräte.

Mit Inhalationsgerät oder Vernebler

  • beachten Sie zunächst immer die Gebrauchsanweisung oder Hinweise Ihres Arztes
  • Kochsalzlösung (oder medizinisches Präparat) in den dafür vorgesehenen Behälter füllen
  • Maske aufsetzen und Gerät anschalten
  • inhalieren, bis die komplette Füllung verbraucht ist

Achten Sie darauf, das Gerät im Anschluss an die Inhalation gründlich zu reinigen, da sich da Bakterien festsetzen können. Manche Inhalationsgeräte besitzen ein Zubehörstück, das Sie sich in die Nase schieben, andere eine Maske. Typischerweise, wenn nicht vom Arzt anders verordnet, wählen Sie einfach die Option, die Sie am angenehmsten empfinden.

Inhalationsgeräte kommen laut einer Studie beispielsweise bei COPD (chronic obstructive pulmonary disease) und Asthma zum Einsatz. Ultraschall- und Membraninhalationsgeräte sind laut der Studie klassischen Verneblern zu bevorzugen, da sie eine exaktere Dosierung bei zugleich reduzierter Anwendungsdauer ermöglichen.

Schlussfolgerung: Inhalation ja, aber lieber mit Vernebler, statt Kochtopf!

Die wissenschaftliche Evidenz ist relativ eindeutig: Inhalieren mit einem Inhalationsgerät kann in vielen Fällen vorteilhaft sein und ist manchmal im Zuge einer Medikamentengabe sogar notwendig. Dampfinhalation, mit heißem Wasser und Kochtopf, hat hingegen nur wenige Vorteile, die oftmals anekdotisch sind und sich nicht wissenschaftlich replizieren lassen.

Am ehesten noch hilft die Dampfinhalation in den ersten Zügen eines Infekts, ist dieser schon ausgebrochen, ist sie nicht mehr empfehlenswert. Generell besteht zudem, vor allem bei Kindern, Verbrennungs- und Verbrühungsgefahr, auch die Belastung für den Kreislauf ist zu erwähnen.

Diese Nachteile hat eine Inhalation mit Inhalationsgerät nicht. Da diese den Stoff, wenn es auch nur eine Salzlösung ist, wesentlich feiner vernebeln, erreicht er die unteren Atemwege, was eine Dampfinhalation nicht bewerkstelligt. Am besten greifen Sie bei der nächsten Erkältung, einer verstopften Nase oder Husten also zu einem Inhaliergerät, welches der traditionellen Dampfinhalation mit heißem Wasser in jedem einzelnen Punkt deutlich überlegen ist.

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