9 Vorteile von Gewichtsdecken, laut Experten und Wissenschaft

Gut (und schwer) gebettet: Gewichtsdecken haben bewiesene Vorteile! Hier erfahren Sie, wie sie Ihnen mit ihrer Wirkung helfen können.

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Sie gelten als natürliches, von Nebenwirkungen befreites Hilfsmittel gegen Schlafstörungen und Angstzustände – und haben dabei noch einen ganz einzigartigen Kuschelfaktor. Gewichtsdecken verdienen sich ihre Bezeichnung aufgrund des absichtlich hohen Eigengewichts, was sie konkret von herkömmlichen, meist fast schon federleichten Decken abhebt.

Für gewöhnlich wiegt eine große Gewichtsdecke etwa 5 bis 10 kg, was auch die allgemeine Empfehlung für Erwachsene darstellt. Eine verlässliche Faustregel gibt es erfahrungsgemäß nicht: Während manche Menschen ein sehr hohes Gewicht der Decke präferieren, bevorzugen andere vergleichsweise ein Leichtgewicht.

Bei Kindern sollte die Gewichtsdecke normalerweise ein Gewicht von rund 10 % des Körpergewichts vom Kind mitbringen. Das stellt sicher, dass sich das Kind weiter frei unter der Decke bewegen kann und sich nicht von dieser erdrückt fühlt. Wie Sie anhand dieser Empfehlung sicher schon erahnten: Gewichtsdecken bieten konkrete Vorteile sowohl für Erwachsene als auch den Nachwuchs.

Aufbau einer Gewichtsdecke

Optisch sind Gewichts- zunächst nicht von normalen Decken zu unterscheiden. Es gibt sie in vielen verschiedenen Größen, mit oder ohne Muster und natürlich in unterschiedlichen Farben. Während herkömmliche Decken normalerweise aus Garn angefertigt und damit befüllt werden, befindet sich im Inneren der Gewichtsdecke ein beschwerendes Material mit höherem Eigengewicht.

Diese Füllungen finden Sie in Gewichtsdecken:

  • getrockneter Reis oder trockene Linsen
  • Glasperlen
  • Kunststoffperlen
  • Polypropylen-Perlen

Die Gewichtsdecke, wie Sie sie im Handel erwerben können, wird in den meisten Fällen mit Glas- oder Kunststoffperlen befüllt sein. Selbstverständlich achten seriöse Hersteller darauf, dass diese Stoffe antiallergisch sind und keinerlei bedenkliche Chemikalien bei ihrer Herstellung zum Einsatz kamen. Polypropylen-Perlen sind zudem sowohl bioneutral als auch umweltfreundlich.

Der Aufbau der Gewichtsdecke ist leicht erklärt: Sie besteht für gewöhnlich aus einer Innendecke (darin befindet sich die Füllung) sowie einem Deckenbezug, welcher sich für deren Optik verantwortlich zeichnet. Die “Kammern”, wie sie bei einer gewöhnlichen Decke oder auch beim Kopfkissen ebenfalls existieren, gibt es bei der Gewichtsdecke genauso. Sie stellen sicher, dass sich das Füllgewicht gleichmäßig verteilt und nicht versehentlich komplett an ein Deckenende rutscht.

Getrockneter Reis und trockene Linsen kommen bevorzugt bei DIY-Gewichtsdecken zum Einsatz, da sie auch für den Ottonormalverbraucher leicht zu beschaffen sind.

Mehr zur Funktionsweise

Das höhere Eigengewicht solcher Decken ist freilich gewollt – schließlich ist das es, was letztlich in den gesundheitlich positiven Effekten resultiert. Manchmal wird die Funktionsweise solcher Decken, keinesfalls scherzhaft, als eine Art “Umarmung” charakterisiert.

Im Gespräch verrät uns Pareen Sehat, MC, RCC, selbst klinische Beraterin in Vancouver und tätig auf dem Gebiet der psychischen/psychologischen Erkrankungen, was das Gewicht der Decke auf unserem Körper mit uns macht: “Die Gewichtsdecke versetzt uns automatisch in einen Ruhezustand, wodurch sich wiederum ein zu schneller Herzschlag und eine zu häufige Atemfrequenz normalisieren – beides klassische Symptome von Angst- und Stresszuständen”.

Diese vollautomatische Reaktion unseres zentralen Nervensystems wird durch die sogenannte “Deep Pressure Stimulation” ausgelöst, ins Deutsche als “tiefe/tiefenwirksame Druckstimulation” übersetzbar.

Deep Pressure Stimulation erklärt

Der Begriff ist eng mit den Vorzügen und dem Nutzen von Gewichtsdecken verbunden und liefert zugleich die wissenschaftliche Grundlage, warum selbige überhaupt existieren. Wie das US-amerikanische ABA Institute für angewandte Verhaltensanalyse darlegt, hilft das Gewicht unserem zentralen Nervensystem vom Sympathikus zum Parasympathikus zu wechseln.

Was ist der Sympathikus?

Der Sympathikus ist gewissermaßen der Motor, der unser Gehirn sowie unseren Körper “auf Touren” bringt. Er wird zugleich mit der Kampf- oder Flucht-Reaktion assoziiert, wie sie vom Psychologen und Mental-Health-Pionier Walter Cannon schon in den 1920er-Jahren definiert wurde.

Der Parasympathikus ist der natürliche Gegenspieler, in seiner Kraft liegt die Ruhe. Dominanz erlangt der Parasympathikus in unserem vegetativen Nervensystem, wenn wir uns entspannen und wohlfühlen – zum Beispiel während wir auf dem Sofa kuscheln, ein gutes Buch lesen oder unter der Gewichtsdecke in den Schlaf finden.

Gewichtsdecken erlangen ihre Vorteile also deshalb, weil das Gewicht der Decke auf unseren Körper drückt und von unseren Sinnen sowie dem Nervensystem wahrgenommen wird, wodurch wiederum der Parasympathikus Dominanz über den Sympathikus erlangt.

Pareen Sehat ergänzt dazu noch: “Gewichtsdecken sind keinesfalls nur für Menschen mit Angstzuständen oder starker Nervosität geeignet, denn jeder Mensch profitiert von der Ausschüttung von Serotonin und Dopamin, während sich unser zentrales Nervensystem (dank dem Parasympathikus) entspannt”.

9 bewiesene Vorteile von Gewichtsdecken

Deep Pressure Stimulation beziehungsweise tiefenwirksame Druckstimulation ist kein den Gewichtsdecken exklusives Instrument. Massagen oder sogar eine lange Umarmung zählen ebenfalls dazu. Folglich überschneiden sich viele der wissenschaftlich erforschten Vorteile von Deep Pressure Stimulation mit denen von Gewichtsdecken – da diese sich eben genau dieses Prinzip zu eigen machen.

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Nachfolgend erfahren Sie mehr darüber, warum Gewichtsdecken weit mehr als nur ein Trend, sondern tatsächlich ein effektives, ganz einfaches Instrument für mehr Entspannung im Alltag (und speziellen Stress- sowie Angstsituationen, mitunter mit erhöhtem Blutdruck) sind.

#1 – Hilfreich im Kampf gegen Schlafstörungen

Es ist der offensichtlichste und zugleich prominenteste Vorteil von Gewichtsdecken – kaum überraschend, denn sie befinden sich zwar nicht ausschließlich, aber vermehrt im heimischen Bett.

Eine in dieser Hinsicht wegweisende Studie wurde im Jahr 2020 im Fachmagazin “Journal of Clinical Sleep Medicine” von einem schwedischen Forschungsteam publiziert. Dafür wurden 120 Probanden mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren und diagnostizierter klinischer Schlaflosigkeit sowie psychiatrischer Störung untersucht.

Die randomisierte Untersuchung in zwei zufällig eingeteilten Gruppen zeigte deutlich den Effekt von Gewichtsdecken auf. Die Gruppe, die mit einer 8 kg schweren Gewichtsdecke schlief, schlief fortan besser – genauer gesagt wurden bei 78 % der Probanden die bis dato vorliegenden Schlafstörungen schwächer.

Nach der Studie griffen übrigens die meisten Probanden nicht nur aktiv zu einer Gewichtsdecke zur Verwendung im heimischen Schlafzimmer, viele der Erwachsenen entschieden sich für eine Decke am oberen Ende des Gewichtsspektrums.

Diese Studie steht mit ihren positiven Erkenntnissen nicht allein da. Bereits im Jahr 2015 wurde im gleichen Fachmagazin, ebenfalls von schwedischen Forschern, eine Studie über den Effekt von Gewichtsdecken bei diagnostizierter Insomnie (ohne simultan psychiatrische Störungen) veröffentlicht.

Auch hier überzeugte die Gewichtsdecke. Die Probanden hatten sowohl einen objektiv messbaren als auch subjektiv empfunden besseren Schlaf. Insbesondere berichteten die Probanden in dieser etwas älteren Studie von dem zusätzlich erlangten “Sicherheitsgefühl”, das die Gewichtsdecke ihnen im Schlaf bescherte.

#2 – Frischer, ausgeholter und energischer in den Tag

Dieser Vorteil ist eine direkte Folge aus dem eben dargelegten Effekt von Gewichtsdecken. Wenn Sie einen besonders erholsamen, ruhigen Schlaf in der Nacht haben, starten Sie im Umkehrschluss zugleich viel erfrischter und mit mehr Energie in den nächsten Tag – und sind tagsüber weniger häufig/stark müde.

Schlafmangel oder schlicht schlechter Schlaf sind vielmals Ursachen für Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwächen und andere negative Begleiterscheinungen. Das Magazin der Harvard Medical School hat in Anbetracht dessen einen eigenen Bericht veröffentlicht und benennt als Profiteure einer Gewichtsdecke unter anderem diese Gruppen:

  • Menschen mit verschiedenen Schlafstörungen, zum Beispiel Insomnie
  • Betroffene von Schlafapnoe
  • bei vergleichbaren klinischen Erkrankungen, auch solche der Atemwege

Der vom Harvard-Magazin befragte Arzt weist zugleich auf die Wichtigkeit einer realistischen Erwartungshaltung hin. Wichtig bleibt indes die eigene Schlafqualität zu steigern, wenn Sie das Gefühl haben häufig nur schlecht zu schlafen. Schlechter und wenig Schlaf schadet, wie das deutsche Ärzteblatt unter Berufung auf zwei Analysen berichtet, sowohl der Konzentration als auch der Gesundheit.

Die Wirkung von Serotonin auf unseren Schlaf-Wach-Rhythmus wird fortlaufend von der Wissenschaft untersucht, auch wenn viele Variablen noch unklar sind. Die durch Gewichtsdecken begünstigte Serotonin-Ausschüttung, die dann wiederum in einen verbesserten Schlaf-Wach-Rhythmus resultieren kann, wäre einem erholsamen nächsten Tag ebenso förderlich wie einem höheren Energie-Level – nicht zuletzt dank effizienterer und längerer Tiefschlafphasen, wie diese Studie darlegt.

#3 – Reduziert Stress und Angst

Angst kann lähmen – nicht nur beim Einschlafen, sondern auch im Alltag, Berufsleben oder generell bei wichtigen Entscheidungen. Stress, ein klassisches Symptom eines hyperaktiven Sympathikus, wird insbesondere dauerhaft oder häufig auftretend zu einer starken Belastung für unsere Psyche sowie unseren Körper.

Mit Hinblick auf die bereits dargelegte Funktionsweise der “Deep Pressure Stimulation” ist wichtig zu wissen, dass Gewichtsdecken, aufgrund der vermehrten Ausschüttung von Dopamin, Serotonin und damit der Aktivierung des Parasympathikus, auch Stress- und Angstzustände lindern können – sogar dann, wenn diese unterbewusst existieren.

Eine Analyse, für die mehrere Studien und Quellen aus der Literatur ausgewertet wurden, verdeutlicht den vielversprechenden Effekt von Gewichtsdecken gegenüber Angst-, Nervositäts- und Stresszuständen. Simultan merkt das Team aus Wissenschaftlern an, dass für präzise Aussagen weitere wissenschaftliche Evidenz hilfreich wäre.

#4 – Hilft bei übermäßigen Bewegungen im Schlaf

Dieser positive Nebeneffekt wurde ebenfalls im Zuge der bereits unter Punkt #1 dargelegten Studie aus dem Jahr 2015 dokumentiert. Aufgrund des Gewichts, das während des Schlafens dann auf dem Körper liegt, reduziert sich ein Stück weit die Bewegungsfreiheit – ohne aber, dass die Probanden das als einengend oder negativ empfanden.

Für unruhige Schläfer, die sich in der Nacht ständig umher wälzen, kann das ein großer Vorteil sein. Nicht nur wird der Partner, falls vorhanden, die hinzugewonnene Ruhe als positiv empfinden, Sie selbst mitunter ebenfalls. Starke Schlafbewegungen in der Nacht führen oftmals dazu, dass wir uns “verliegen”, am nächsten Tag also mit Rückenschmerzen aufwachen.

Wer sich nicht, überspitzt gesagt, viermal in der Nacht um die eigene Achse dreht, sondern in seiner komfortablen Position liegen bleibt, mit der er in den Schlaf gefunden hat, tut in den allermeisten Fällen also auch dem Nacken und Rücken einen großen Gefallen.

#5 – Kann bei medizinischen Eingriffen hilfreich sein

Eine Team von taiwanesischen Wissenschaftlern hat sich mit einer eigenen Studie einer ganz besonderen Frage gewidmet: “Kann, und falls ja wie, eine Gewichtsdecke für Patienten hilfreich sein, die sich einer Weisheitszahnoperation unterziehen?” Zugegebenermaßen, ist das nicht nur ein spezieller Fall, sondern ebenso etwas, was Sie selbst mitunter gar nicht aktiv beeinflussen können.

Trotzdem, die Ergebnisse der Studie sind allemal beeindruckend. Die Gruppe, die sich während und vor der Extraktion des Weisheitszahns unter eine Gewichtsdecke kuschelte, litt insgesamt an weniger Stress, der Sympathikus und Parasympathikus hielten sich also, in Anbetracht der Umstände, eher das Gleichgewicht als bei der Gruppe, die “klassisch” ohne Gewichtsdecke das Verfahren durchlief.

Das ist erneut ein Indiz für die angstlösende und beruhigende Wirkung, die die “Deep Pressure Stimulation” durch eine Gewichtsdecke in der Praxis hat.

#6 – bei Kindern und Erwachsenen mit Autismus

Emily Ansell Elfer ist Chefredakteurin des preisgekrönten “Autism Parenting” Magazins und hat sich im Zuge dessen unter anderem auf Kinder mit verschiedenen, dem Autismus zugeordneten Erkrankungen spezialisiert.

Sie erzählt uns, wie Gewichtsdecken bei Autismus zu einem starken ergänzenden Therapiewerkzeug avancieren können: “Viele Kinder auf dem Spektrum (Autismus) leiden an einer Störung der Sinnesverarbeitung und suchen oft vermehrt starken körperlichen Kontakt, beispielsweise indem sie umherspringen, stampfen oder gegen Wände laufen. Gewichtsdecken können helfen, die Sinneswahrnehmung dieser Kinder zu normalisieren, damit sie sich geborgen, sicher und ruhig fühlen.”

Weiter sagt Emily: “Manchmal zeigt sich eine Störung der Sinnesverarbeitung auch darin, dass Kinder mit Autismus nicht berührt werden möchten, zumindest nicht von Menschen. Eine Gewichtsdecke, deren Gewicht sich auf ungefähr 10 % des Körpergewichts oder weniger beziffert, kann hier helfen, um diesen Kindern das Gefühl einer Umarmung zu geben, ohne sie tatsächlich ungewollt zu umarmen”.

Die Wissenschaft unterstützt diese Auffassung, unter anderem mit dieser Auswertung aus dem Jahr 2017. Da wurde “Deep Pressure Therapie” bei Menschen mit Autismus und intellektuellen Defiziten genutzt. Wie die Wissenschaftler herausfanden, berichten viele Studien über positive Effekte. Diese hielten aber jeweils nur so lange an, wie so eine tiefenwirksame Drucktherapie, beispielsweise über eine Gewichtsdecke, tatsächlich durchgeführt wurde.

Damit sprechen sich die Wissenschaftler wiederum für eine kontinuierliche Nutzung solcher “Deep Pressure Therapie”-Instrumente aus, sofern diese von Betroffenen als positiv wahrgenommen und akzeptiert werden. Eine temporäre Nutzung kann ebenfalls einen temporär wünschenswerten Effekt erzielen. Wobei: Wenn Sie die Decke schon einmal gekauft und zuhause haben, können Sie sie auch einfach regelmäßig nutzen.

#7 – bei Kindern mit ADHS

Eng mit Punkt #6 verbunden: Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (kurz: ADHS) ist eine Form von Autismus, die häufig unerkannt bleibt, an der laut dem Bundesministerium aber etwa 2 bis 6 % der Kinder und Jugendliche leiden.

ADHS ist gekennzeichnet durch:

  • impulsives, unüberlegtes Handeln
  • Konzentrationsstörungen und -schwächen
  • Hyperaktivität

Eine Diagnose fällt oftmals auch deshalb schwer, weil die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein können und zudem Überschneidungen zu anderen Erkrankungen denkbar sind.

Im Jahr 2014 publizierten asiatische Wissenschaftler eine Studie, in Form einer randomisierten Untersuchung, die den Effekt von Gewichtsdecken speziell bei Kindern mit ADHS untersuchte. Wie uns zuvor schon Emily darlegte, können Gewichtsdecken bei Kindern (und auch Erwachsenen) mit Autismus durchaus Vorteile erzielen.

Die Studie dokumentierte, dass Gewichtsdecken insbesondere der Konzentrationsfähigkeit zuträglich waren. Die untersuchten Kinder reagierten besonnener, zielführender und insgesamt effizienter. Im Gegenzug merkten die Wissenschaftler an, dass beispielsweise kein messbarer Effekt mit Hinblick auf das impulsive Handeln festgestellt werden konnte.

Gewichtsdecken sind also definitiv kein Heilmittel gegen Autismus und auch keine “Wunderwaffe”. Sie können die drei Hauptsymptome bei ADHS nicht vollständig heilen, wohl aber laut diesen wissenschaftlichen Erkenntnissen konkrete Verbesserungen erzielen – und eben das kann für Betroffene, ganz speziell Kinder und ihre Eltern, schon ein großer Schritt in einen normalen/normaleren Alltag sein.

#8 – Bei chronischen Schmerzen

Chronische Schmerzzustände sind für Betroffene eine tägliche Last – und mitunter nicht nur eine enorme Einschränkung im Alltag, sondern gleichwohl mit einer (dauerhaften) Reduzierung der Lebensqualität verbunden. Eine sehr aktuelle Studie aus dem Jahr 2022 hat sich näher angeschaut, wie Gewichtsdecken Betroffenen helfen.

Das Team aus dem US-amerikanischen San Diego konnte zumindest im Ansatz Erfolge vorweisen. Die randomisierte Studie bewies zwar nicht, dass Gewichtsdecken zu einer Reduzierung der chronischen Schmerzen führen, wohl aber zu einem gesteigerten Wohlbefinden. Verantwortlich hierfür ist in erster Linie der bereits bewiesene Effekt gegenüber Stress- und Angstzuständen, die oftmals Hand in Hand mit chronischen, andauernden Schmerzzuständen gehen.

#9 – Womöglich eine Hilfe bei Zwangsstörungen

Zwangsstörungen dürften den meisten Menschen schlicht als “OCD” bekannt sein, die englischsprachige Abkürzung für “Obsessive-Compulsive Disorder”. Die Wissenschaft geht aktuell davon aus, dass sich Zwangsstörungen unter anderem auf ein Serotonin-Defizit zurückführen lassen.

Da Gewichtsdecken die Produktion von Serotonin steigern, könnten sie im Umkehrschluss als ergänzendes Therapieinstrument gegen Zwangsstörungen zum Einsatz kommen. Dahingehend gibt es zwar noch keine präzisen Studien, für Menschen, die an OCD leiden, wäre das aber mitunter per Herleitung einen Versuch wert.

Fazit: Gewichtsdecken haben spezifische Vorteile – ihre Nutzung ist aber nicht nur darauf beschränkt

Der Primärnutzen von Gewichtsdecken ergibt sich aus den Vorteilen der “Deep Pressure Stimulation”. Sie können, wie andere Instrumente dieses Gebiets ebenso, Stress- und Angstzustände lindern. Simultan steigern sie die Produktion von Serotonin, was dem ebenso behilflich ist.

Des Weiteren dokumentiert die Wissenschaft sehr positive Effekte bei Menschen mit Schlafstörungen, sowohl mit Hinblick auf unruhigen Schlaf also auch beispielsweise konkret bei Insomnie. Für Betroffene solcher Erkrankungen, ebenso wie Kinder und Erwachsene mit Autismus und/oder ADHS, ist die Gewichtsdecke kein Allheilmittel – aber mitunter ein praktisches Accessoire im eigenen Zuhause, das die Lebensqualität bei überschaubaren Anschaffungskosten steigert.

Für alle anderen kommen Gewichtsdecken übrigens genauso in Frage. Sie fühlen sich tatsächlich ein wenig wie eine Umarmung an oder vielleicht wie der liebe Partner, der auf der eigenen Brust ruht. Das kann Ruhe und Geborgenheit ebenso wie Sicherheit spenden.

Sie müssen also keinesfalls Stress, Angst oder Schlaflosigkeit als Ihren ständigen Begleiter sehen, um sich unter einer Gewichtsdecke einfach eine entspannende, kuschelige Zeit zu machen – beim Schlafen, Entspannen, Meditieren oder einfach dann, wenn Sie einen Film schauen oder ein gutes Buch lesen.

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